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Warum schnarcht der Mensch?

US-Präsident Roosevelt war ein begnadeter Schnarcher, ein Schwede hält heute den Lautstärke-Weltrekord. Leidtragende sind zumeist diejenigen, die es mitanhören müssen. Ein kleiner Leitfaden zu einem der peinigendsten Geräusche, die es gibt.

Ein paar liegt im Bett, er schnarcht und Sie trägt einen Gehörschutz © https://stock.adobe.com/de/license-terms

Am 24. Mai 1993 kam es in einem Krankenhaus im schwedischen Örebro zu einem denkwürdigen Ereignis: Kåre Walkert stellte einen neuen Lautstärke-Weltrekord im Schnarchen auf: 93 Dezibel. Das entspricht einem röhrenden Elch oder einer Polizeisirene. Mit der Bestleistung, die bis heute gültig ist und Walkert einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde bescherte, entthronte er den Briten Melvin Switzer, der den Rekord seit 1984 gehalten hatte – und auf 92,3 Dezibel gekommen war. Von Switzers Frau ist bekannt, dass sie das Schlafzimmer dennoch mit ihrem Gatten teilte. Der Grund: Sie war auf einem Ohr taub.

Diese – im Fall der Eheleute Switzer segensreiche – Fügung des Schicksals ist nicht jeder Beziehung gegeben. Statistiken zufolge schnarchen 60 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen. Für die Person, die schnarcht, ist das in der Regel unbedenklich, für das Umfeld hingegen eine echte Pein, die für schlaflose Nächte sorgt. Rhonchopathie – so der medizinische Fachausdruck – hat das Zeug zum Beziehungskiller. Wer zehn- oder zwanzigmal pro Nacht seinen Partner oder seine Partnerin anstupsen muss, damit sie oder er Ruhe gibt, fühlt sich am nächsten Tag wie von einem röhrenden Elch angefallen. Auch Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten oder depressive Verstimmungen können die Folge sein.

Schnarchen tritt besonders häufig im mittleren und höheren Alter auf und kann viele Ursachen haben. „Wenn wir schlafen, entspannen sich unsere Muskeln. Auch das Gewebe in Rachen und Mund erschlafft und kann dadurch seine Spannung verlieren. Die Luft beim Atmen macht laute Geräusche, wenn dann das Gewebe zu flattern oder zu vibrieren beginnt“, heißt es bei der Bundesärztekammer. Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren, die das Schnarchen begünstigen. Dazu zählt Übergewicht, denn Fett verengt die Atemwege. Laut der Universität Göttingen können schon wenige Kilo zuviel das Risiko einer „Schnarchstörung“ erhöhen. Alkohol und Rauchen gehören ebenfalls zu den Triggern. Kurzum: Eine gesunde Lebensführung ist auch in diesem Zusammenhang von Vorteil. Eine wichtige Rolle spielt auch die Schlafposition: Auf dem Rücken liegend ist die Schnarchwahrscheinlichkeit am größten. Tipp für alle, die seitlich schlafen möchten, es aber nicht schaffen: einen Tennisball hinten auf den Schlafdress nähen.

Die Weltgeschichte kennt viele berühmte Schnarcher, darunter der Komponist Johannes Brahms, der Politiker Winston Churchill und der Filmemacher Orson Welles. Von Theodor Roosevelt, Präsident der USA von 1901 bis 1909, ist überliefert, dass er bei einem Krankenhausaufenthalt so laut schnarchte, dass die ganze Etage geräumt wurde. Eine sicherlich zielführende Reaktion. Für Normalsterbliche jedoch eher ungeeignet.

Schnarchen ist zwar meist harmlos, kann aber auch ein Symptom für Erkrankungen sein, etwa für eine schiefe Nasenscheidewand, Polypen in der Nebenhöhlen oder Atmungsstörungen. Besonders letztere sind ein Gesundheitsrisiko und gehören behandelt. Setzt die Atmung für zehn Sekunden oder länger aus, spricht man von einer obstruktiven Schlafapnoe. Diagnostizierten lässt sich so etwas in einem Schlaflabor.

Wer sich wegen seiner nächtlichen Schlafgeräusche (oder denen des Partners) sorgt: Besser heute als morgen einen Fachmediziner dazu sprechen – bevor das Schlafzimmer in der Nacht zum Kåre-Walkert-Gedächtniszimmer mutiert.

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