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Träumen heißt: gut schlafen

Sie sind unvorhersehbar und selten logisch: Träume. Bis heute weiß man nicht, warum es sie überhaupt gibt. Mit „Social Dreaming” kann man ihrer Bedeutung auf die Spur kommen.

Gelobt sei der Schlaf. Schon allein deswegen, weil es sonst keine Träume gäbe – dieses Nachtkino des Bewusstseins, das uns befreit von zeitlichen und räumlichen Grenzen sowie von logischem Denken. Warum wir während des Schlafs träumen – das allerdings ist trotz jahrzehntelanger Forschungen immer noch nicht geklärt. Zwar besteht unter Experten Einigkeit darüber, dass alle Menschen es mehr oder weniger tun. Doch welchen Zweck die Träume erfüllen – auf diese Frage sucht man schon seit Jahrtausenden eine Antwort. Drücken sie unterdrückte Sehnsüchte aus, wie Sigmund Freud vermutete, der Begründer der Psychoanalyse? Oder sind Träume eine Bühne, „auf der wir soziale Interaktion proben oder Reaktionen auf bedrohliche Situationen üben können”, wie Heather Darwall-Smith in ihrem Buch „Guter Schlaf” schreibt? (DK Verlag, 16,95 Euro)

Tatsache ist, dass beim Träumen die Amygdala (zu deutsch: Mandelkern) eine wichtige Rolle spielt. Die Amygdala ist das emotionale Zentrum des Gehirns und während des Träumens äußerst aktiv. Tatsache ist außerdem, dass Träume in der REM-Phase des Schlafes auftreten (REM = Rapid Eye Movement; die Phase zeichnet sich durch schnelle Augenbewegungen aus, bei geschlossenen Lidern). Die REM-Phase markiert die vierte und letzte Phase eines Schlafzyklus, den jeder Mensch in der Regel mehrmals pro Nacht durchläuft. Wenn wir träumen, dann ist das folglich auch ein Beleg dafür, gut zu schlafen. „Denn", so schreibt Heather Darwall-Smith, „man erreicht die REM-Phase nur, wenn der Schlaf nicht unterbrochen wird.” Ihr zufolge trägt Träumen sogar zu einer besseren Schlafqualität bei, „weil es nachweislich bestimmte Außengeräusche ausblendet und so verhindert, dass man geweckt wird”.

Bei allem Individuellen, das sie auszeichnet, haben Träume auch eine soziale Dimension. Das Stichwort lautet: „Social Dreaming”. Damit gemeint sind Techniken, wie wir es schaffen können, zur erstaunlichen, rätselhaften Welt unserer Träume in eine engere Beziehung zu treten. „Im Prinzip geht es beim Social Dreaming darum, dass ein Träumer in einer Gruppe seinen Traum erzählt und dann die Gruppe ihre Assoziationen zu dem Traum mitteilt”, sagt der Schlafmediziner Michael Feld. „Dadurch wird der Trauminhalt zum Gruppenthema, und dadurch wiederum können die sonst meist unbewusst bleibenden Informationen des Traumes breiter und bunter besprochen werden und auf jedes Individuum der Gruppe zurückwirken.” Ein anderer Ansatz besteht laut Feld darin, darauf hinzuarbeiten, dass die Teilnehmenden eines Gruppenprozesses denselben Traum haben oder zumindest einen ähnlichen. Dies gelingt etwa dadurch, dass sie – indem sie ihre Assoziationen zu den Träumen austauschen – emotionale Verbindungen miteinander eingehen. Auch in Organisationen wird die Social-Dreaming-Methode angewendet, etwa im Rahmen von Coachings, Strategieentwicklung und Change-Management. Dabei geht man von der These aus, dass Träume Fenster zur Welt unserer täglichen Interaktionen öffnen. „Die Praxis des Social Dreaming kann ein Gefühl der Träumerei, Verbundenheit, Neugier, Verspieltheit, Energie (...) hervorrufen (...) und unsere Fähigkeit wiederbeleben, uns auf das Unbekannte einzulassen”, heißt es bei der International Society for the Psychoanalytic Study of Organisations.

Fazit: Guter Schlaf ist auch deshalb segensreich, weil er die Grundlage dafür bildet, die REM-Phase zu erreichen – und Träume zu haben: lauter Fenster zum Unbekannten, die Neugier erzeugen und unser Leben bereichern können. Was auch immer die Träume im Einzelnen bedeuten mögen.

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