Seelische Gesundheit ist seit einigen Jahren zu einem wichtigen Thema geworden. Der erfolgreiche Umgang mit Herausforderungen und Widrigkeiten gehört dazu. Vielen Menschen gelingt das nicht so gut. Sie berichten, dass sie unter Stress leiden. Dabei wirkt sich dieser auf die unterschiedlichsten Lebensbereiche aus. Um den Stress zu bewältigen, muss man diesen zuvor eindeutig identifizieren. Zudem nimmt jeder Mensch auch eine sehr individuelle Einschätzung vor und verfügt über individuelle Strategien für den Umgang mit seinem Stress, von denen manche eher den Stress erhöhen als ihn zu senken.
Stress und wie man damit umgeht | Dr. Carl Naughton
Grundsätzlich lassen sich vier typische Gruppen von stressauslösenden Umfeldern unterscheiden:
- Arbeitsstress besteht in Form des sogenannten „Work Life Blendings“. Das kann zu Rollenstress führen, weil der fließende Übergang zwischen Arbeits- und Privatleben dazu führt, dass die Rollenklarheit verloren geht. In einem Moment Führungskraft oder Mitarbeiter zu sein und, sobald die Tür im Home Office aufgeht, Partner oder Elternteil sein zu müssen, kann nachweislich Stress auslösen.
- Informationsstress entsteht durch die schiere Menge an Informationen, die uns zur Verfügung steht. Aber auch die Qualität dieser Informationen ist entscheidend. Ist sie gering, fehlt der entscheidende Teil und die Suche beginnt. So kann unser Umgang mit Information auf zwei Arten zum Stressauslöser werden.
- Sozialer Stress kann durch zu viele Menschen oder zu wenige Menschen entstehen. Zu viele Menschen auf einem Fleck um uns herum wirken negativ auf unser Nervensystem. Auf der anderen Seite erleben wir durch die soziale Isolation ebenfalls Stress.
- Beim Veränderungsstress stellt eine Anpassung an neue Anforderungen immer auch das eigene bisherige Können in Frage. Veränderung löst daher besonders dann Stress aus, wenn er das Gefühl mitbringt, die neue Situation und die Veränderung nicht selbst beeinflussen oder kontrollieren zu können. Was aber kann der einzelne Mensch tun, wenn er sich einer solchen überfordernden Situation ausgesetzt sieht? Wenn man akuten Stress spürt, helfen nach der „Restauration Theory“ und entsprechenden wissenschaftlichen Belegen als Sofortmaßnahme ganz allgemein bereits Bewegung oder tiefes Durchatmen.
Doch das allein reicht nicht. Deshalb der systematische Ansatz, bei dem es darum geht, den „inneren Kompass“ auszurichten und zu wissen, auf welche Stressursache wir reagieren sollen.
Konkretere Tipps zur erfolgreichen Bewältigung von Stress:
(1) Mit dem „Circle of Control“ wird die Situation identifiziert, die den Stress auslöst. Dabei schreibt man in einen gezeichneten Kreis, welche Aspekte in dieser Situation kontrolliert werden können und helfen könnten. Alle die Dinge, die nicht beeinflusst werden können, schreibt man außerhalb des Kreises. Dies zeigt schließlich, was wir ändern können und damit den Handlungsspielraum.
(2) Das „Emotions Management“ hilft bei der gezielten Beeinflussung der Interpretation von Stress. Hierzu hilft bereits tiefes Einatmen, da dies das parasympathische Nervensystem aktiviert und somit für mehr Ruhe sorgt. Bereits die Benennung der Situation senkt die Aufgeregtheit. Eine Neuinterpretation kann die Emotion sogar komplett versiegen lassen.
(3) Man sollte sich zudem nach der Sinnhaftigkeit seiner Aufgaben fragen, um so die „persönlichen Wiesos“ zu beantworten.
(4) Nähe hilft: Eine Studie zur Häufigkeit freundschaftlicher Berührungen belegt den sogenannten „Skin Hunger“.
(5) Raus in die Natur: Der Aufenthalt in der Natur ist eine der stärksten Ressourcen für das Aufladen des Aufmerksamkeits-Akkus.